Beton und vor allem der in ihm verarbeitete Zement spielen eine zentrale Rolle für den CO2-Fußabdruck der Bauindustrie. Seine Produktion und sein Transport fließen seit seiner Erfindung allerorten in Energie- und Klimagräber, die am Ende ihres Lebenszyklus oft wertlos als Bauschutt übrigbleiben.
Diesen bereits „verbrauchten“ Beton wieder zu verwenden ist das Prinzip des Recyclingbetons, kurz: R-Beton. Bereits auf der Baustelle können Bestandsgebäude zerkleinert, verfeinert und als Zuschlag für eine neue Emulsion genutzt werden.
Da insbesondere die Zuschläge des Betons eine wichtige Funktion für dessen Stabilität besitzen, müssen sogenannte rezyklierte Zusätze – und der daraus hergestellte Beton – in Deutschland intensive Qualitätsprüfungen bestehen. Zugelassen ist R-Beton bisher nur mit einem Rezyklatanteil von 40 %. Alle normativen Anforderungen einzuhalten und dabei den Anteil des vor Ort gewonnenen Zuschlags auf 100 % zu steigern, ist das Ziel eines Projektes, das neuplan gemeinsam mit Prof. Dr. Andrea Kustermann (Professur für Bauchemie, Baustoffe und Bauen im Bestand, HM München, Institut für Material- und Bauforschung), Ettengruber und PST betreibt.
Auf der Baustelle des neuplan-Projektes SUN finden die Testreihen statt. Das Bestandsgebäude des alten Togalwerks an der Levelingstraße 10–18 wird dafür Stück für Stück von einem Bagger abgetragen. Die Beton-Elemente werden zerkleinert, gesiebt und sortiert. Elementar für die Eigenschaften des Betongemischs ist dabei nicht nur die Beschaffenheit des Granulates, sondern auch das Mischungsverhältnis und die richtigen Zusätze. Bei der Aufarbeitung des Abriss-Schutts und beim letztlichen Bohren und Verfüllen der Bohrlöcher kommen neuste Maschinen zum Einsatz – teilweise mit Ökostrom betrieben und so leise, wie möglich. Abreißen, Sortieren, Zerkleinern, Sieben, Anmischen, Bohren, Verfüllen, Abwarten, Messen und Testen: All das wird in mehreren Versuchsanordnungen durchgeführt, um zu einem idealen Ergebnis, dem perfekten Rezept zu kommen. Ein schöner Effekt: Die dabei entstehenden Bohrkerne entwickeln oft eine charaktervolle, wertige an Terrazzo erinnernde Ästhetik.
Während sich Bohrpfahlwände natürlich längst problemlos mit R-Beton gießen lassen, will neuplan so viel R-Beton wie möglich für seine Holz-Hybrid-Gebäude einsetzen. Der Maximaleinsatz vorhandener Rohstoffe und die größtmögliche Reduktion der Logistik: ein Beitrag zur Kreislaufwirtschaft und zu klimagerechtem Bauen mit Zukunft.